Totfaust, Schamane der Langfänge

Weit im Südosten liegen die Düsterlande. Eine Einöde aus felsenzerklüfteten Ebenen und Hochplateaus, durchzogen von vulkanischen Gebirgsketten. Im Süden liegen hohe Steilklippen, die aus einem gewaltigen namenlosen Ozean ragen. Im Norden und Osten begrenzen Gebirgsmassive das Land und im Westen reichen die Ebenen an einen dunkeln urtümlichen Wald. Die Berghänge und Hochebenen liegen beständig in einem schwefeligen Dunst aus Regenwolken sowie Dampf und Qualm, die aus Erdspalten und Vulkankratern aufsteigen. Nur vereinzelt gibt es kleine Kiefern- und Tannenwälder, die an den unteren Berghängen wachsen. Durch den Dunst ist die Sonne selten mehr als ein verklärter Schein, der das Land kaum zu erhellen vermag; ständiges Zwielicht herrscht. Zusammen mit den vielen Höhlensystemen in den Bergen ist es jedoch wie geschaffen für die dort lebenden Kreaturen: Außer Trollen, Riesen und anderen Wesen, die die Sonne meiden, leben dort viele Wildorkstämme, Orkklans und Goblinrotten in beständigem Kampf untereinander.
Totfaust stammt von den Wildorks der Knochennasen. Schon als Hegel war er für die anderen Orks äußerst seltsam. Er plapperte ständig vor sich hin, schien mit längst erschlagenen Orks zu sprechen und, warf man Steine, Äxte oder Keulen nach ihm, so passierte es gelegentlich, dass diese kurz bevor sie ihn berührten, abprallten. Es kam sogar ein oder zwei Mal vor, dass Orks gegen die Totfaust Groll hegten, urplötzlich der Schädel explodierte. Die Schamanen des Stammes wurden so nach einiger Zeit auf den merkwürdigen Ork aufmerksam. Sie lehrten ihn die Geschichte der Götter und das Sprechen mit den Orks aus der grauen Ebene, dem Totenreich.
Eines Nachts hatte Totfaust einen Traum: Er sah einen mächtigen Ork auf einem Wildschwein mit dem Rücken zu ihm gewandt. Dieser führte eine gewaltige Orkhorde an, so groß, dass Totfaust nach Norden, Osten und Süden kein Ende erblicken konnte. Die Horde richtete sich nach Westen. Der große Ork auf dem Wildschwein wandte sich um und sah Totfaust direkt in die Augen. Totfaust erkannte in ihm plötzlich den Gorka Morka. Die Inkarnation des Großen Häuptlings, des obersten Gottes, und da verstand Totfaust: Es war das Zeitalter des ewigen Kampfes, das er dort sah. Gorka Morka führte die Orks, Lebende und Tote, in eine Zeit der ewigen Schlacht gegen die Welt. In dem Moment hob der Gorka Morka seine Knochenkeule und zeigte auf Totfaust. Als dieser erwachte war ihm klar, was passiert war: Er war der Auserwählte. Derjenige, der den Gorka Morka finden und ihm helfen musste, das Zeitalter des ewigen Kampfes einzuläuten. Die anderen Schamanen waren neidisch auf Totfausts Vision und vertrieben ihn. Er verließ den Stamm jedoch nicht ohne vorher blutige Rache bis in die graue Ebene an den Schamanen zu schwören, die ihn nicht als den Auserwählten erkannten, der er augenscheinlich war. Seitdem durchwanderte Totfaust auf seiner Mission die Düsterlande von West nach Ost, von Nord nach Süd und von den tiefsten Höhlen zu den höchsten Bergen und prophezeite überall die Ankunft des großen Gorka Morka. Als Totfaust im Westen auf an den Ausläufern des dunklen Waldes auf den Klan der Langfänge stieß, schenkten diese ihm Gehör. Daraufhin schloss er sich ihnen an und seitdem zog er mit dem Klan umher, kümmerte sich um die Erhaltung ihrer Riten und sorgte so dafür, dass die Augen der Götter auf den Langfängen ruhten. Sie unterstützten ihn dafür bei seiner Suche. Vor einiger Zeit war er mit einigen der besten Krieger losgezogen, weiter seiner Bestimmung entgegen.